Gerterode (Eichsfeld). Das "weiße Gold" hat es Wilhelm Koch aus Gerterode angetan. Am liebsten hat er es in Form von Kaffee- und Teekannen. Die müssen aber nicht unbedingt aus Porzellan sein.
Auch Exemplare aus Blech, aus Steingut, Eisen oder aus Ton lassen sein Herz höher schlagen. Und weil Freunde und Familie um seine Leidenschaft wissen, ist seine private Kannen-Sammlung inzwischen auf ungefähr 200 Stück angewachsen. Den Kaffeekannen-Tick entwickelte der heute 76-Jährige mit Beginn des Rentenalters. "Ich war mit meiner Frau Gerda auf einem Bauernmarkt am Kloster Anrode, da hat mir eine Kanne mit blauem Muster gut gefallen", erinnert er sich.
Die wurde Freunden und Verwandten daheim stolz präsentiert. "Und seitdem gibt es zum Geburtstag keinen Blumenstrauß mehr, sondern eine Kaffeekanne", erzählt er. Sie seien weiterhin gern auf Märkten unterwegs und hielten Ausschau nach interessanten Stücken, so der Gerteröder, aber 80 Prozent der Sammlung seien tatsächlich Geschenke. Das ist irgendwann zum Selbstläufer geworden, denn jeder, der die Sammlung der Kochs mal bewundern durfte, erinnerte sich sofort an eine vergessene Kanne, die daheim in einem Buffet darauf wartet, wieder herausgeholt zu werden. "Die kriegen wir dann. Manchmal nach vier Wochen, manchmal erst ein halbes Jahr später."
Zum Gerteröder Weihnachtsmarkt macht Wilhelm Koch immer das große Holztor in der Karl-Marx-Straße 27 auf und lädt die Dorfbewohner in seinen mit Tannengrün, Lichtern und Porzellan dekorierten Hof ein. Das kleine Museum, welches das Paar in seinem Feierraum in einem Nebengebäude eingerichtet hat, ist dann die Attraktion.
(Bild: A. Neufing)
Jetzt soll es zur Dauerausstellung werden, die samstags von 13 bis 17 Uhr besucht werden kann - kostenlos. Dann können die schönen Stücke in Ruhe bestaunt werden. Sortiert sind sie liebevoll nach Form, Farbe und Funktion. Nur eine Kanne existiert in der Sammlung doppelt, sagt Wilhelm Koch stolz. Er freut sich auch darüber, typisches DDR-Geschirr von Kahla oder die berühmte Mitropa-Kanne dabei zu haben. Sehr gern hat er auch die goldverzierten ganz alten Stücke, die früher in den guten Stuben nur sonn- und feiertags auf den Tisch kamen.
Wilhelm Koch fixiert die Deckel mit durchsichtigem Klebeband. Und jede Kanne bekommt ein Etikett, auf dem steht, wann sie in die Sammlung kam und woher sie stammt. Gerda Koch ist dann für das Arrangement in der Ausstellung zuständig. Und alle beide haben es am liebsten, wenn die Kannen von den Gästen dann nicht mehr angefasst oder gar aus den Regalen geholt werden. Zu groß ist die Sorge, dass versehentlich etwas zu Bruch gehen könnte.
Die Kochs haben sich auch ein Fachbuch besorgt, um anhand der Aufdrucke am Kannenboden herauszufinden, ob vielleicht besonders wertvolle Stücke darunter sind. "Aber das ist ziemlich mühselig", weiß auch Tochter Christel Lillpopp-Weinrich, die sich freut, dass ihre Eltern eine so schöne Beschäftigung gefunden haben. Bloß wenn die vielen Kannen einmal im Jahr abgewaschen werden müssen, beneidet sie sie nicht um den Schatz.
Aber Wilhelm Koch nimmt die Mühe gern in Kauf. Und oft sitzt er in seiner Freizeit in seinem kleinen Museum, schaut hier Fernsehen, hält Mittagsruhe und sinniert, wenn sein Blick über die Kannen schweift, darüber, in welchen Schränken sie einst wohl aufbewahrt wurden, welch Freud und Leid sie mitgemacht oder was sie an den Tischen schon alles gehört haben mögen. Eine Lieblingskanne hat er nicht. "Ich habe sie alle gern, ich wollte keine missen", sagt er. In Gerda und Wilhelm Kochs Wohnzimmer kommt zum Kaffeetrinken übrigens eine Thermoskanne auf den Tisch - die aus der Kaffeemaschine.
14.02.15