Auf dem Lande war lange Zeit ein Katechismus die einzige Form der geistigen Betätigung der armen Bevölkerung und ihrer Kinder. Die Kirche blieb dann auch Jahrhunderte hindurch der Patron der Schule. Lesen, Schreiben und Christentum waren die wichtigsten und einzigen Unterrichtsfächer der Dorfschulen.
Mit dem Erlaß des Schulreglements vom Jahre 1763 sollten allerorts Schulhäuser gebaut werden. Wie in vielen anderen Orten hatte man auch dafür in Gerterode kein Geld und kein besonderes Interesse. Doch seit dem Jahr 1769 spricht man von einem Schulgebäude im Ort. Zuvor gingen die Kinder nach Rehungen zur Schule.
Seit 1794 untersteht das Schulwesen bereits staatlicher Verantwortung. Ursache des Wandels war die zunehmende staatliche und die abnehmende kirchliche Einflußnahme, die reformerischen Ideen von Johann Heinrich Pestalozzi. Der Schulunterricht war aber wie überall schlecht besucht. Denn das für die Kinder zu entrichtende Schulgeld benötigten die Eltern für Nahrung und Kleidung. Selbst der Schulmeister bekam nur ein geringes Entgelt, er gehörte zu den Ärmsten im Dorf.
1799 wurde das Schulgebäude an den Schmiedemeister Siegmund Hühne wieder verkauft.
Mit dem Bau der Kirche 1801 entstand auch nebenan Wohnraum für einen Küster im oberen Stock und ein Schulzimmer im unteren Stockwerk. Doch die Schulverhältnisse in den darauffolgenden Jahren waren nicht besser. Es mußten in einem Klassenraum alle Schüler verschiedener Altersstufen gleichzeitig unterrichtet werden. So konnten von den schulpflichtigen Kindern nur etwa 75% schreiben und lesen. Die anderen hingegen bezeugten später als Erwachsene ihre Unterschrift auf Dokumenten nur mit Kreuzen. Um 1850 war das Schulwesen so weit entwickelt, daß in den Volksschulen die Elementarkenntnisse, die erforderlich waren, vermittelt werden konnten. Doch wie wenig Interesse an einer ordentlichen Ausbildung der Kinder bestand, bewies der ständige Aufschub eines Schulneubaus in der Gemeinde.
Erst 1877 wurde in östlicher Verlängerung der Kirche und Küsterwohnung ein neues zweistöckiges Schulgebäude errichtet und das Klassenzimmer im unteren Stockwerk bezogen. Die Schülerzahl jedoch nahm ständig zu, so daß sich auch ein Ausbau des obern Stockwerkes nicht aufhalten ließ. Wegen fehlenden Geldes mußte auch dieser über Jahre hinweg aufgeschoben werden.
1899, mit dem Ausbau des zweiten Klassenzimmers, konnte noch eine zweite Lehrerstelle geschaffen werden.
Die Einwohnerzahl in Gerterode war bis 1910 schon auf 678 Personen angewachsen. Nach dem furchtbaren Krieg 1945 stieg diese Zahl durch die Heimatvertriebenen noch einmal an. Die vielen Schüler in den Klassen mußten früh und am Nachmittag unterrichtet werden. Lehrermangel war an der Tagesordnung, und die Folgen des Krieges ließen vorerst keine großzügigen materiellen Hilfen zu.
1953 wurde im Hüttengrund vom Staat ein Jugendheim gebaut, und schon reiften neue Pläne, so daß es 1955 als Volksschule genutzt wurde. 1956 erhält die Schule eine dritte Lehrerstelle. Lehrer wird neben Herrn Scheinhardt und Frau Grund, Herr Günther Brand aus Gerode, der in der Küsterwohnung neben der Kirche einzieht.
Nach einem Umbau des Jugendheimes entstanden im Dachgeschoß zwei Lehrerwohnungen, die 1958 bezogen und Klassenräume so umgebaut wurden, daß sie als vierklassige Grundschule genutzt werden konnten. Ab 1. September 1966 fahren unsere Schulkinder von der 5. bis 8. Klasse täglich mit dem Bus in die neu erbaute Schule nach Niederorschel.
Diesen folgten auch am 1. September 1969 die Klassen 1 bis 4. Danach wurde nach 200 Jahren der Schulbetrieb in Gerterode eingestellt. Wir erinnern uns an folgende Lehrkräfte nach 1945: Fräulein Dietze, Keilholz, Jauernig, Doß, Blumrodt, Jergas, Wiedenbruch, Mascke, Steinmetz, an Frau Grund, Hasse und Westphal, an Herrn Zimmer, Lier, Koch, Herzberg, Brand, Scheinhardt, Wesphal, Wolfram, Mattig, Birk, Petri, Hornung, Erhardt, Konratzki.

Quelle: Eichsfelder Kessel 18/95; Verfasser: M.J.

   
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