Für dieses liebliche kleine Kirchlein im evangelischen Gerterode einen neuen Chorleiter zu finden, wird nicht leicht. Doch mit 78 Jahren hat es sich der bisherige, Waldemar Franke aus Heiligenstadt, verdient, in den Ruhestand zu gehen.
Gerterode. Künftig will er hier nur noch die Orgel spielen. Gestern bereiteten ihm seine Sängerinnen und Sänger, der Pfarrer und der Bürgermeister einen herzlichen Abschied. 18 Jahre lang hat der Senior den Taktstock oder eher den Zeigefinger geschwungen. 35 Jahre war er Kantor in Heiligenstadts Mutterkirche, St. Martin. Als er vom Frauenkreis in Gerterode1993 gefragt wurde, ob er bereit sei, einen neuen Chor im Dorf zu leiten, sagte er: "Wir können es versuchen." Die Weihnachtszeit stand an, erinnerte man sich gestern bei Kaffee und Kuchen. Und so übte man als Erstes das Stück "Wisst ihr noch, wie es geschehen" ein. "Wenn Leute da sind, die gern singen wollen, kann ich nicht Nein sagen", begründet Waldemar Franke, weshalb er fast zwei Jahrzehnte immer zwischen Heiligenstadt und Gerterodeunterwegs war. Die Sänger wollten wirklich, kamen jeden Dienstag, ob es regnete oder schneite. Sie blieben dem Leiter treu, brachten auch etliche Jugendliche mit zu den Proben und schätzten, dass Franke eigens für die Gerteröder Sätze schrieb und sie sogar das Weihnachtsoratorium in Heiligenstadt mitsingen ließ. Ein Höhepunkt, wie es gestern hieß. "Sie werden uns fehlen", drückte Gerhard Sommer die Gedanken der 15 Chormitglieder aus. Ein Nachfolger ist noch nicht gefunden. Vielleicht wird es der neue Organist der Martinsgemeinde in Heiligenstadt? Er soll im Herbst sein Amt antreten. Vielleicht weiß auch er die Intimität einer kleinen Dorfkirche zu schätzen und den Elan, mit dem die Bewohner an das Singenherangehen. "Sie mussten viel üben, aber es hat sich auch gelohnt", machte der scheidende, gesundheitlich etwas angeschlagene Chorleiter seiner Truppe ein großes Kompliment.

 

Quelle: 18.07.2011, Thüringer Allgemeine

   
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