Endlich, am 31.10.2014, am Reformationstag war es soweit!
Die Glocken waren wochenlang einer Instandsetzung unterzogen worden. Das digitale Zeitalter forderte auch hier eine Modernisierung.
Eine kleine, eine mittlere und eine große Glocke - die alle 1923 von der Firma Ullrich & Weule gegossen wurden, umfasst das Geläut der evangelischen Kirche zu Gerterode.
Ein festlicher Gottesdienst vereinigte Gläubige aus Sollstedt, Rehungen, Wülfingerode und Gerterode zu dieser "Glockenweihe". Jede dieser Glocken ist mit einer mahnenden Inschrift für die Gläubigen versehen. Die mittlere Glocke: "Evangelischem Glauben blieb treu unser Ort, mag fest er ihn halten fort und fort."
Viele prägende Erfahrungen der letzten Jahrhunderte stecken hinter diesem Satz. Wie die umliegenden Dörfer war auch Gerterode in der Reformationszeit evangelisch geworden. Doch durch schwierige politische Konstellationen war dies immer wieder umstritten. Mehrere Parteien standen sich immer wieder gegenüber. Die evangelischen Schwarzburger und die katholischen Mainzer, die eine Rückkehr zum katholischen Glauben wollten. Man kann von 1579-1771 von einem Glaubenskrieg zwischen den katholischen und evangelischen Dörfern sprechen.
Bis 1771 sollte es dauern, bis die Gerteröder auf dem Saale des Fürstlich-Schwarzburg-Sondershäuserschen Vorwerks gottesdienstliche Versammlungen halten durften. 1802 wurde dann die Kirche gebaut, die allerdings keinen Turm haben durfte, weil dies den umliegenden katholischen Dörfern nicht zugemutet werden konnte. Evangelischem Glauben blieb treu unser Ort - die Gerteröder haben an den Prinzipien der Reformation festgehalten.
Der Klang dreier Glocken schallt nun wieder über Gerterode und ruft und drei Dinge zu: Behaltet den Glauben, Haltet fest am Glauben an Jesus Christus. Er ist es, der euch selig macht.
Die Inschrift der Großen Glocke lautet: "In harter Zeit nach Krieges Morden bin ich aus Erz zu Stahl geworden. So hart wie Stahl muss der Glaube werden, dann kommen bessere Zeiten auf Erden." Die Chronik sagt: 1916/17 werden im Dorf kupferne Kessel und eine kupferne Kirchenglocke beschlagnahmt. Sie dienen als Kriegsanleihe zur Finanzierung des 1. Weltkrieges 1914-1918.
Auf der kleinen Glock ist die Inschrift verewigt: "Im Bergwerk auf Webstuhl und Acker mit Gott schaffe fleißig und wacker." Erfüllt eure Aufgaben in dieser Welt, zum Wohle der Menschheit.
Bei Kaffee und Kuchen klang dieser festliche Tag in geselliger Runde aus und beeindruckte uns nachhaltig.
Quelle: Kirchspielbote, Heidrun Bischoff