Unser historisches Interesse wurde geweckt, als eines der ältesten Gebäude von Gerterode abgetragen wurde. Der Eingang dieses Häuschens sollte, der mündlichen Überlieferung zufolge einstmals die Eingangspforte zu einem Kloster gewesen sein. Interessant wurde es, als der Putz rings um diesen Eingang abgeschlagen wurde und auf dem Türsturzbalken zwei eingearbeitete Zeichen sichtbar wurden, die ich zunächst als Kreuz und etwas rechts daneben als Kelch angesehen habe.
Bei zahlreichen Wanderungen um Gerterode entdeckten wir jedoch Grenzsteine, auf welchen die letztere Abbildung ebenfalls zu sehen ist! Mit Hilfe von Heimatfreunden in Gerterode, insbesondere der Familie Jackl, konnten wir schnell feststellen, dass es sich diesem Zeichen nicht um einen Kelch, sondern um das "Hoheitszeichen" des Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen handelte.
"Im gemeinsamen Schildfuß des Schwarzburger Wappens waren, nach der kaiserlichen Verleihungsurkunde von 1597, die später als Kamm und Gabel bekannten Symbole, eingearbeitet worden. Mit der zweizinkigen Gabel, die zuerst auf schwarzburgischen Silberpfennigen des 16. Jahrhunderts vorkam, ist unbestritten die Schlackegabel der Bergleute gemeint. Es wird angenommen, dass damit die Schwarzburgische Münzhoheit bekundet wurde. In verschiedener Form fanden sie auf Münzen und Scheinen, als Brenneisen der Gestüte und Rüstkammern, als Fabrikmarke auf heimischen Porzellan und als Herrschaftszeichen auf Grenzsteinen Verwendung". [Heinz Deubler: Rudolstädter Heimathefte Juli/Aug. 1974, Seite 144]
Damit tat sich für uns die Frage auf, was für eine Funktion hatte wohl einstmals dieses Haus? Eine schlüssige Antwort kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch nicht gegeben werden.
Da uns nun schon einige Grenzzeichen mit dieser Gabel bekannt waren, beschlossen wir, eine Bestandsaufnahme für den Raum Gerterode vorzunehmen. Ziel war es, gleichzeitig preußische- sowie kurmainzisch-hohensteinische Grenzsteine aufzunehmen und zu dokumentieren, die ebenfalls im genannten Bereich bis auf den Schönberg/Dün stehen. Aus dem vorhandenen Kartenmaterial war zu erkennen, dass auf dem Schönberg wohl der interessanteste Stein, ein "Dreiherrenstein" stehen müßte. Hier trafen sich einst die Landesgrenzen des Kurfürstentums Mainz, der Grafschaft Hohenstein und des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen. Heute sind es die Grenzen der Kreise Eichsfeld, Nordhausen und Kyffhäuser Kreis.
Für die Erfassung und Aufnahme der Steine wurden mehrere Tage anberaumt. Nach entsprechenden Vorbereitungen startete die Aktion dann am 15. und 16.03.2003.
Quelle: "Eichsfelder Kessel" - Ausgabe 34/03, geschrieben von Manfred H. Conraths
Steinerne Zeugen an den Grenzen des Eichsfeldes
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